Ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen – Landratsamt in orange!

25. November 2024: Am weltweiten "Orange Day" Fahne gehisst

Der gefährlichste Ort für viele Frauen ist ihr eigenes zu Hause. Fast jeden Tag wird nach neuesten Zahlen des Bundeskriminalamtes eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner ermordet. Trotz dieser erschreckend hohen Zahlen wird über das Thema kaum gesprochen. Das Landratsamt Kelheim will daher das Schweigen brechen und öffentlichkeitswirksam ein Zeichen setzen. Zum internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt an Frauen, dem sogenannten „Orange Day“, haben sich knapp 50 Personen zusammengefunden, um die Fahne zu hissen. Jedes Jahr werden am 25. November auf der ganzen Welt Aktionen gestartet, um Gewalt an Frauen bzw. Mädchen an den Pranger zu stellen.

„Wir wollen nicht nur als Arbeitgeber, sondern auch als Institution zeigen, was uns wichtig ist. Im Landratsamt sind wir bestrebt, unseren Beitrag zu einer konsequenten Entwicklung hin zu mehr Gleichstellung für eine freie und gleichberechtigte Gesellschaft zu leisten. Dabei hat Gewalt keinen Platz!“

Martin Neumeyer, Landrat

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der gemeldeten Fälle von häuslicher Gewalt weiter zugenommen, knapp 495 Frauen werden täglich Opfer von häuslicher Gewalt. 360 Frauen und Mädchen wurden 2023 getötet. Zusätzlich zählt man fast 1.000 Tötungsversuche. Allein von 2022 auf 2023 stieg die Zahl der weiblichen Opfer von häuslicher Gewalt um 5,6 Prozent auf 180.175. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist damit eine gesellschaftliche Frage. Es handelt sich um ein Problem, welches nicht nur einer Schicht, einem Bildungsmilieu oder der Herkunft zugeordnet werden kann. Geschlagen wird überall, betont der Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes Kelheim, Christian Gabler. Er bekommt wöchentlich Anrufe von hilfesuchenden Menschen, zumeist sind es Frauen. Die Lebenslagen oder die speziellen Situationen sind extrem unterschiedlich, aber umfassen dabei immer psychische sowie physische Gewalt.

„Meistens geht es um Macht und Herabwürdigung. Gewalt gegen Frauen und Mädchen wird nicht selten ausgeübt als patriarchale Demonstration und zementiert das strukturelle Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern.“

Christian Gabler, Gleichstellungsbeauftragter

Von den Strukturen ist die gesamte Gesellschaft betroffen, wir können jedoch auch alle etwas dagegen tun, hinsehen, helfen und sichtbar machen – so wie es heute an diesem wichtigen Tag mit dieser und vielen anderen Aktionen im ganzen Land getan wurde und wird. Zusätzlich braucht es eine gute Gewaltschutzinfrastruktur, also Frauenhäuser, Beratungsangebote und Präventionsmaßnahmen – hier ist die Politik gefragt. Neben dem Ausbau des Schutz- und Unterstützungssystems brauchen wir umfassende und langfristige Maßnahmen, mehr Aufklärungsarbeit auch in den Schulen, ein härteres Vorgehen gegen Täter durch konkrete Strafverschärfungen und Verbesserungen beim Schutz von Frauen vor Nachtrennungsgewalt und digitaler Gewalt.

Im Landkreis Kelheim kommen nun Stück für Stück die Rahmenbedingungen auf den Prüfstand und bei Bedarf werden neue Standards erarbeitet. Unter der Federführung der Gleichstellungsstelle im Landratsamt Kelheim trifft sich seit Mitte 2024 halbjährlich der Runde Tisch „Häusliche Gewalt“, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Justiz, Polizei, Beratungsstellen, des Jugendamts, der Hebammenkoordination, Krankenhäuser, von Frauenbünden und viele mehr, um Lücken im System zu schließen und neue geeignete Strukturen zu schaffen.

Bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, weht jetzt die Fahne vor dem Landratsamt und ist als Symbol zu verstehen – das Landratsamt sagt Nein zu Gewalt an Frauen! Die Gleichstellungsstelle im Landratsamt Kelheim steht für Informationen und anonyme Hilfe unter christian.gabler@landkreis-kelheim.de oder 09441 207-1040 zur Verfügung.

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Landrat Martin Neumeyer hat anlässlich des sogenannten „Orange Days“ eine Fahne vor dem Landratsamt Kelheim gehisst. Rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dabei ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen gesetzt. Quelle: Margarita Limmer, Landratsamt Kelheim.