Abschluss des Forschungsprojektes SAFESTREAM
Abschluss des Forschungsprojekts SAFESTREAM zur Entwicklung automatisierter Fahrfunktionen sowie einer „Technischen Aufsicht“, die aus der Ferne eingreifen kann:
„Wir sind einen entscheidenden Schritt hin zu einem sicheren Betrieb von automatisierten Fahrzeugen gegangen“, sagt einer der Projektverantwortlichen Arwed Schmidt, Geschäftsführer der EasyMile GmbH. Die Anwendung gilt als zentral für die Zukunft eines leistungsfähigen öffentlichen Personenverkehrs.
Automatisierte Fahrzeuge sind in Deutschland bereits im Einsatz, bisher muss jedoch stets ein verantwortlicher Mensch zur Sicherheit mit an Bord sein. An dem Ziel komplett fahrerloser Fahrzeuge, etwa Busse im öffentlichen Personenverkehr (ÖPNV), hat das Projekt SAFESTREAM in einer dreijährigen Forschungs- und Entwicklungsphase gearbeitet – und konnte wichtige Schritte für einen sicheren Betrieb von automatisierten Fahrzeugen im öffentlichen Raum gehen. Der Hintergrund: Automatisierte Fahrzeuge sind eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft eines leistungsfähigen ÖPNV: Sie versprechen mehr Flexibilität, geringere Betriebskosten und ein zuverlässiges Angebot – auch in ländlichen Regionen und zu Nebenverkehrszeiten.
Die Technische Aufsicht greift aus der Ferne ein
Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) im Rahmen des Förderprogramms „IKT für Elektromobilität“ geförderte Projekt SAFESTREAM arbeitete an verlässlichen und rechtskonformen Gesamtsystemen – bestehend aus fahrerlosen Fahrzeugen und einer sogenannten Technischen Aufsicht (TA). Die TA greift aus der Ferne über Videokameras und Steuerungssignale ein, wenn automatisierte Fahrzeuge an ihre Systemgrenzen stoßen und menschliche Entscheidungen erforderlich werden.
„Durch SAFESTREAM wurden zentrale Bausteine für eine skalierbare und gesetzeskonforme Technische Aufsicht geschaffen – ein entscheidender Schritt hin zu einem sicheren Betrieb von automatisierten Fahrzeugen“, sagt Arwed Schmidt, Geschäftsführer EasyMile GmbH. „Die gewonnenen Erkenntnisse bilden eine wichtige Grundlage für kommende Realbetriebe“, so Schmidt.
Schwerpunkt für die Projektpartner EasyMile, Stadt Monheim am Rhein, Landkreis Kelheim, T-Systems, Technische Universität München, TÜV Rheinland und P3-Group war es, den gesetzlichen Anforderungen an die TA sowie das automatisierte Fahren gemäß § 1d StVG (Straßenverkehrsgesetz) gerecht zu werden – und diese in einem Gesamtsystem so auszugestalten, dass sie für den großflächigen Einsatz fahrerloser Fahrzeuge im ÖPNV geeignet sind.
Test im Straßenverkehr fiel aus, aber künftige Pilotprojekte nun möglich
Die ursprünglich vorgesehene Erprobung im öffentlichen Verkehrsraum konnte mangels verfügbarer Fahrzeuge mit geeigneter SAE-Level-4-Hardware nicht umgesetzt werden. Dabei handelt es sich um die technische Ausstattung, die ein Fahrzeug für vollautomatisiertes Fahren in definierten Einsatzbereichen ohne Fahrereingriff benötigt. Jedoch ließen sich im privaten Testumfeld, in Simulationen sowie in skalierten Testumgebungen zentrale Erkenntnisse gewinnen, die eine künftige Nutzung skalierbarer TA-Lösungen in Pilotbetrieben und Realanwendungen ermöglichen.
Auf SAFESTREAM aufbauende Arbeiten sollten den Fokus auf die Produktreife notwendiger technologischer Komponenten und die Weiterentwicklung der Marktperspektiven für das automatisierte Fahren im öffentlichen Raum richten. Neben einer skalierbaren Technischen Aufsicht, um automatisierte Mobilität sicher und wirtschaftlich in die Fläche zu bringen, sind breite Anwendungsfallkategorien für die Technologie notwendig.
Die wichtigsten Ergebnisse von SAFESTREAM im Überblick:
⦁ Architektur und Schnittstellenmodell der skalierbaren TA: Das SAFESTREAM-Konsortium spezifizierte und implementierte in enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit eine prototypische, skalierbare und modulare Architektur, die die gesetzlichen Anforderungen an die Interaktionen zwischen Fahrzeugen und TA erfüllt und auf den dauerhaften Betrieb größerer Fahrzeugflotten unterschiedlicher Hersteller und Betreiber ausgerichtet ist.
⦁ Bewertungskonzept für Genehmigung: Im Rahmen von SAFESTREAM wurden Prüfverfahren für die automatisierten Fahrzeuge und die TA zur Verwendung innerhalb von Genehmigungsverfahren entwickelt.
⦁ Erprobung im kontrollierten Umfeld: Die Interaktion zwischen Fahrzeug und Technischer Aufsicht wurde in realitätsnahen Szenarien auf abgesperrten Testflächen in Monheim und Kelheim getestet. Mittels eines Simulators wurde darüber hinaus die gesetzeskonforme Interaktion nach AFGBV (Autonome-Fahrzeuge-Genehmigungs-und-Betriebs-Verordnung) und StVG zwischen einem SAE-Level-4-Fahrzeug und der TA gezeigt und die prototypische Plattform demonstriert.
⦁ Betriebliche und wirtschaftliche Betrachtung: Das Projekt liefert fundierte Rollendefinitionen inklusive Aufgabenverteilung und Vorschläge zum wirtschaftlichen Betrieb (Total-Cost-of-Ownership) von Level-4-Gesamtsystemen.
Über SAFESTREAM:
Das Forschungsprojekt SAFESTREAM („Entwicklung und Demonstration eines Gesamtsystems zum Betrieb von elektrischen Kraftfahrzeugen mit automatisierter Fahrfunktion in festgelegten Betriebsbereichen ohne Sicherheitsbegleiter“) wurde im Rahmen des BMWE-Förderprogramms „IKT für Elektromobilität“ gefördert. Projektlaufzeit: 08.2022 bis 07.2025. Weitere Informationen unter: https://safestream.tech
Über „IKT für Elektromobilität“
Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sind Schlüsseltechnologien für die Elektromobilität. Mit ihnen werden inzwischen alle wichtigen Funktionen im Elektrofahrzeug gesteuert und sie bilden gleichzeitig die Grundlage für die Integration der Fahrzeuge in zukünftige intelligente Energie- und Verkehrssysteme. Ziel des BMWE-Technologieprogramms „IKT für Elektromobilität“ ist es, die Entwicklung und Erprobung IKT-basierter Lösungskonzepte und innovativer Systemlösungen der Elektromobilität zu fördern und dabei die verschiedenen Technologien, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle intelligent miteinander zu vernetzen.