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Bürgerinformation zum Krankenhaus Mainburg

31. März 2025: Die Broschüre gibt Antworten auf wichtige Fragen in Bezug auf die Weiterentwicklung des Krankenhauses Mainburg.
Krankenhaus Mainburg

Vorwort des Landrats Martin Neumeyer

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

die kommunalpolitische Ebene war sich immer ihrer Verantwortung für die Bevölkerung vor Ort in besonderem Maße bewusst. Sachpolitik ist in dieser Hinsicht das wichtigste Mittel, um für Sie das Bestmögliche unter den gegebenen Rahmenbedingungen regional umzusetzen.

Dieser Grundsatz gilt insbesondere in Bezug auf die aktuelle Krankenhausreform des Bundes. Deren Anforderungen sind enorm und für kleinere Kliniken leider schlicht weitgehend nicht zu bewältigen. Veränderungen am Krankenhaus Mainburg sind daher unbedingt notwendig. Deshalb stellen sich die Verantwortlichen des Landkreises Kelheim den künftigen Herausforderungen frühzeitig.

Im Juni 2024 entschied der Kreistag des Landkreises Kelheim über die weitere Entwicklung der Klinik. Diesen Beschluss unterstütze ich auch weiterhin vollumfänglich: In Mainburg können zukünftig weiterhin ärztliche und pflegerische Leistungen vor Ort angeboten werden, sowohl stationär, als auch ambulant. Eine wohnortnahe medizinische Grundversorgung wird sichergestellt werden. Ohne diese Entscheidung wäre die Klinik in Mainburg meiner tiefsten Überzeugung nach nicht dauerhaft aufrecht zu erhalten gewesen. Diese Meinung vertreten auch externe Fachleute und das zuständige Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention.

Der zukünftige Leistungsumfang in Mainburg kann dabei in Teilen individuell beeinflusst werden, was bedeutet, dass wir uns als Entscheidungsträger bereits intensiv die Frage stellen, was die Bürgerinnen und Bürger in unserer Region heute und in Zukunft tatsächlich benötigen.

Die Entwicklung des Hauses in Mainburg zu einem sogenannten „Sektorenübergreifenden Versorgungszentrum“ ist unter den vorgegebenen Rahmenbedingungen die einzige Möglichkeit überhaupt, eine Klinik mit Angeboten für die Bevölkerung zu erhalten. Es ist unsere Aufgabe und  unser klares Ziel, dass trotz der Veränderungen im Krankenhaus Mainburg eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung für Sie bestehen bleibt. Dafür kämpfen wir.

Sehr geehrte Damen und Herren, nehmen Sie sich bitte Zeit für dieses Informationsschreiben – es orientiert sich an Fakten, vor denen wir uns nicht verschließen dürfen. Sie erhalten ausführliche Antworten, wie wir das Krankenhaus Mainburg zukunftssicher aufstellen möchten.

Ich hoffe, Ihnen mit diesem Schreiben eventuell bestehende Bedenken nehmen zu können und werde auch weiterhin alles mir Mögliche unternehmen, um die Gesundheitsversorgung vor Ort für Sie aktiv und bestmöglich mitzugestalten.

Herzlichst,
Ihr

Martin Neumeyer
Landrat

Bürgerinformation: Die Weiterentwicklung des Krankenhauses Mainburg - Antworten auf wichtige Fragen

Die zum Jahresende 2024 seitens des Bundes in Kraft getretenen Vorgaben des sogenannten „Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes“ (KHVVG) haben mit der „Sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtung“ eine neue Form der Verknüpfung von ambulanten und stationären Angeboten in Krankenhäusern geschaffen. Auch wenn noch bestimmte Details zu konkreten Leistungen geklärt werden müssen, soll diese neue Form von Krankenhäusern die bisher bestehende Lücke zwischen ambulanter und stationärer Versorgung schließen und so eine wohnortnahe und an die Bedarfe der Bevölkerung angepasste medizinische Versorgung sicherstellen.

Das bedeutet konkret: Es wird Veränderungen am Krankenhaus Mainburg geben, langfristig wird durch die Weiterentwicklung aber ein bestmögliches Angebot gesichert.

Das momentane Konzept sieht bis Ende 2025 einen vollen Erhalt des internistischen Leistungsspektrums inklusive Herzkatheter-Versorgung (auch für Notfälle), die Beibehaltung der Intensivstation inklusive Beatmung sowie die Stärkung der ambulanten Versorgung (internistisch, chirurgisch und gynäkologisch), auch über die Steuerung ambulanter Patienten von Pfaffenhofen nach Mainburg vor. Die Fachabteilung der Inneren Medizin kann nach der Verlagerung der Unfallchirurgie gegebenenfalls im Jahr 2025 nun weitere verfügbare Betten betreiben, und auch Dr. Thomas Pausch plant, Sprechstunden in Mainburg anzubieten.

Die Notfallversorgung findet grundsätzlich auf verschiedenen Ebenen statt. Sie besteht im Wesentlichen aus dem vertragsärztlichen Bereich, den Notaufnahmen der Kliniken und dem Rettungsdienst.

Aus Sicht des Rettungsdienstes sind durch die Entwicklung der Klinik in Mainburg zu einer „Sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtung“ keine wesentlichen Nachteile zu erwarten – insbesondere für schwererkrankte und schwerverletzte Patienten. Davon geht das für den Rettungsdienst zuständige Bayerische Staatsministerium des Inneren aus. Es nimmt dabei Bezug auf die tatsächlich schweren und zeitkritischen Erkrankungs- und Verletzungsbilder und führt aus, dass nach den vorliegenden Zahlen der rettungsdienstlichen Versorgung bereits im Jahr 2023 nur ein sehr geringer Anteil dieser wirklich schweren Fälle überhaupt in der Klinik in Mainburg behandelt wurde. Konkret handelt es sich um 1,75 % der rettungsdienstlich eingelieferten Personen. Die rettungsdienstliche Versorgung wird dabei fortlaufend untersucht, womit auf möglicherweise notwendige Anpassungen schnell reagiert werden kann.

Auch auf die Notarztversorgung sind infolge der Entwicklung des Standortes in Mainburg keine negativen Auswirkungen zu erwarten Die Klinik unterstützt bereits seit Jahren durch eigene Ärzte in diesem Bereich.

Die Notaufnahme am Standort Mainburg bleibt bis zum 31.12.2025 im bisherigen Umfang bestehen, auch nach der Verlagerung der Unfallchirurgie wird der Betrieb durch die Fachabteilung der Inneren Medizin aufrechterhalten.

Es gehört jedoch auch zu einer offenen Kommunikation, dass die Entwicklung der Klinik Mainburg zu einer „Sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtung“ dauerhaft keine klassische Notaufnahme beinhalten kann, da dies durch die Bundesvorgaben zukünftig schlicht nicht vorgesehen ist.

Der Landkreis und die Klinik arbeiten hier jedoch an der Einführung einer „Anlaufstelle für Notfälle“. Das bedeutet: Ziel ist, dass weiterhin ärztliches Personal vor Ort sein wird, um den Bürgerinnen und Bürgern eine medizinische Einschätzung zu gesundheitlichen Problemen geben zu können. Die Anlaufstelle soll mehrere medizinische Fachrichtungen abdecken und könnte künftig über eine Stärkung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) erfolgen. Das MVZ wird zur Jahresmitte 2026 auf das Klinikareal in Mainburg verlagert. Dadurch wird eine engere Vernetzung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung möglich. Dies bringt für Patienten und medizinisches Personal Vorteile. Der Umzug des MVZ mit der Praxis für Orthopädie und Chirurgie sorgt für eine weiterhin stabile Patientenversorgung in der Region.

Sogenannte Durchgangsärztinnen und -ärzte (D-Ärzte) sorgen gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft dafür, dass Versicherte so schnell wie möglich optimal versorgt werden. Nach einem Arbeits- oder Wegeunfall sollten Verletzte unbedingt einen von der Berufsgenossenschaft zugelassenen Durchgangsarzt oder eine Durchgangsärztin aufsuchen. Dabei handelt es sich meistens um Fachärztinnen und -ärzte für Unfallchirurgie.

Die Versorgung von Arbeitsunfällen nach den Vorgaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung ist von einem Krankenhausbetrieb völlig unabhängig und wird an anderen Orten auch in Facharztpraxen durchgeführt.

Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung stehen alleine im Umkreis von 30 Kilometern um Mainburg knapp 20 D-Ärzte zur Verfügung, im Umkreis von 40 Kilometern gibt es mehr als 40 D-Ärzte. Die Ilmtalklinik ist hierbei nicht eingerechnet (Quelle: https://diva-online.dguv.de/diva-online).

Spätestens zum 31.12.2026 wäre das Angebot der Unfallchirurgie und des Endoprothetikzentrums am Standort Mainburg aufgrund der neuen gesetzlichen Vorgaben weggefallen. Die Verlagerung der Unfallchirurgie und des Endoprothetikzentrums nach Pfaffenhofen ist die einzige Möglichkeit, dem gut aufeinander eingespielten Team der Mitarbeiter in der Unfallchirurgie eine langfristige Perspektive zu bieten. Auch wenn nunmehr die Entwicklung hin zu einem Sektorenübergreifenden Versorgungszentrum zeitlich vor dem zwangsweisen Ende geschieht, ist diese Entscheidung folgerichtig. Der Landkreis Kelheim und die Ilmtalklinik GmbH folgen hier den Empfehlungen der Gesundheitsministerien in Berlin und München sowie der Bayerischen Krankenhausgesellschaft und greifen dem Weggang von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor, der vor dem Hintergrund des ohnehin gravierenden Fachkräftemangels nicht zu kompensieren wäre.

Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Bitte beachten Sie:

Die Weiterentwicklung des Krankenhauses Mainburg befindet sich in einem laufenden Prozess. Zum aktuellen Zeitpunkt (Mai 2025) lässt sich noch nicht verbindlich darstellen, welche medizinischen Gebiete in Zukunft konkret angeboten werden können. Beim Schaubild handelt es sich um einen anzustrebenden Zielzustand.

 

Die Begründung des Bundes zum KHVVG lautet wie folgt: „Gegenwärtig ist es den Krankenhäusern in Deutschland mit wenigen Ausnahmen grundsätzlich möglich, alle Leistungen zu erbringen. Daraus können Qualitätsdefizite resultieren, die eine erhöhte Morbidität und Mortalität in der Bevölkerung, aber auch vergleichsweise hohe Kosten im Gesundheitssystem und einen weniger effizienten Personaleinsatz mit sich bringen. Durch eine Konzentration von Leistungen in spezialisierten Kliniken und eine dadurch gesteigerte Behandlungsqualität könnten viele Lebensjahre gerettet und Todesfälle sowie unnötige Revisionsoperationen vermieden werden. (…) Der gesamtgesellschaftliche Nutzen einer Krankenhausreform ergibt sich somit aus einer Verbesserung der Versorgungsqualität der Gesundheitsversorgung bei gleichzeitiger Gewährleistung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung für die Bevölkerung.“

Aufgrund der Vorgaben der Bundespolitik kann der Status Quo in Mainburg nicht aufrecht erhalten bleiben. Die Entwicklung hin zu einer „Sektorenübergreifenden Versorgungseinrichtung“ ist der einzige Weg, um dort dauerhaft ein Angebot der Gesundheitsversorgung für die Bürgerinnen und Bürger gewährleisten zu können.

In Zahlen ausgedrückt, bedeutet dies:

  • ­Würden alle Krebspatientinnen und -patienten zur Erstbehandlung in zertifizierten Zentren versorgt, könnten pro Jahr 20 404 Lebensjahre gerettet werden.
  • Brustkrebspatientinnen haben eine um fast 25 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit bei Erstbehandlung in einem zertifizierten Zentrum.
  • ­Würden alle Patientinnen und Patienten nach einem Schlaganfall in einem Krankenhaus mit Stroke-Unit behandelt werden, könnten zusätzlich rund 5000 Menschen den Schlaganfall im ersten Jahr überleben.

2020

Entscheidung zugunsten einer baulichen Sanierung der Klinik in Mainburg mit
einer Zielplanung von 56,1 Mio. €.

2021 bis heute

Gesamtkostenprognose verdoppelt sich auf geschätzte 113 Mio. €; Vorhaben nach Aussage des Gesundheitsministeriums in dieser Höhe für die Planbettenzahl von 90 Betten nicht förderfähig; ndkreis Kelheim nahm aus diesem Grund von der Generalsanierung AbstandFolgeentscheidung des Landkreises über die Bereitstellung von 10 Mio. € an finanziellen Eigenmitteln für die Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit der Klinik:

  • ­Umzug des MVZs auf das Klinik-Areal in Mainburg (geplant im Jahr 2026)
  • ­Sanierung des OP-Bereichs
  • ­Sanierung der MSR-Technik
  • ­Sanierung der Aufzüge
  • ­Sanierung des IT-Systems
  • ­Erneuerung der Schwesternrufanlage

Diese Entscheidung wurde zusätzlich zu den bereits laufenden Brandschutzsanierungen i.H.v. ca. 5 Mio. € getroffen.

Die Reformbestrebungen des Bundes setzen zentral auf eine verstärkte Zusammenarbeit von Kliniken in Verbünden, um eine bestmögliche Versorgung der Bevölkerung zu ermöglichen.

Mit dem Landkreis Pfaffenhofen besteht seit fast 20 Jahren eine partnerschaftliche Zusammenarbeit im Bereich der Ilmtalklinik GmbH, wobei sich untrennbare Verbindungen auf allen Ebenen ergeben haben, deren Auftrennung einen Betrieb des Standortes Mainburg nicht mehr ermöglichen würde.

So wird beispielsweise das Personal häuserübergreifend in Pfaffenhofen und Mainburg eingesetzt. Ebenso sind Bereiche wie die Küche, Logistik, EDV und die Verwaltung der beiden Krankenhäuser eng miteinander verbunden. Diese Strukturen sind notwendig, um die Zukunft des Krankenhauses Mainburg zu sichern. Diese selbst oder mit einem anderen Partner neu aufzubauen würde einen kaum stemmbaren Kraftakt bedeuten.

Der „7-Punkte-Plan“ des Freistaats Bayern (Stand: 18.12.2024) definiert hierfür folgende Standards:

Wünschenswert ist die Erreichbarkeit eines Basisnotfallversorgers binnen 30 PKW-Fahrtzeitminuten für 95 % der Bevölkerung der Versorgungsregion.

In jedem Fall anzustreben ist die Erreichbarkeit eines Basisnotfallversorgers binnen 45 PKW-Fahrtzeitminuten für 95% der Bevölkerung.

Auch bei Wegfall der klassischen Notaufnahme am Standort Mainburg sind dabei für die große Mehrheit der Bürgerrinnen und Bürger umliegende Notaufnahmen in einer Fahrtzeit von 30-40 Minuten erreichbar. Da sich dies auf Fahrtzeiten von PKWs bezieht, liegt die Erreichbarkeit mit dem Rettungsdienst dabei noch deutlich darunter (Quelle: GKV-Kliniksimulator).

Als Ergänzung zum herkömmlichen Notarzt wird die Einführung der Telenotarzt-Technik die medizinische Versorgung im Landkreis Kelheim bedeutend verändern. Dank des neuen Systems wird ein Notarzt bereits beim Eintreffen des Rettungswagens zumindest digital vor Ort sein, um mit dem Rettungsdienstpersonal zu kommunizieren, bis der hinzugerufene Notarzt körperlich vor Ort sein kann. Dadurch kann wertvolle Zeit gewonnen werden. Für den Landkreis ist es ein großer Gewinn, dass das System hier so bald zum Einsatz kommen wird.

In Bogen hat das neue Zentrum des Telenotarzt-Systems den Betrieb Ende Januar 2025 aufgenommen. In dieser Einsatzzentrale sitzen alle Telenotärzte für Ostbayern. Durch das neue System kann das nichtärztliche Rettungsdienstpersonal unabhängig vom Einsatzort jederzeit mit einem Notarzt – in Bild und Ton – kommunizieren und ihn in den Versorgungsprozess einbinden. Ebenso können medizinische Daten in Echtzeit an den Arbeitsplatz des Telenotarztes übermittelt werden. Dafür werden die Rettungswägen mit spezieller Technik ausgerüstet.

Stand: Mai 2025

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